Die Rechte

Rechtsverhältnisse und juristische Sicherung von Pseudonym, Warenzeichen und Firma CHARLES AUSTEN PARIS.
Die Gestaltung des Etiketts ist ausgereift und juristisch unanfechtbar. Sie entspricht dem Anliegen, eine Signature prestigieuse, sowie ein unverfängliches Signal ihrer Pariser Tradition zu setzen.

 
Charles Austen legte stets Wert auf eine saubere Etikettenplanung für den deutschen Markt, der von Phantasiemarken überschwemmt ist. Dies betrifft insbesondere die geografische Herkunftsbezeichnung, um jede auch nur denkbare Irreführung des Verkehrs auszuschließen.
Der Modebranche wird unterstellt, sie sei schillernd. In dieser Branche wälzt man nicht vor jeder Aktion das Gesetzbuch. Als Recht wird angesehen, wenn etwas alltäglich geschieht und sich keiner daran stört. Ergebnis einer derartigen Rechtsbildung ist die milde Beurteilung von Domizil-Etiketten wie „Pierre Cardin Paris“ für einen Anzug aus Regensburg, „Guy Laroche Paris“ für einen Anzug aus Goldbach, „Studio Torino“ für einen Anzug aus München oder „Mode Monte Carlo“, die frische Mode aus Bad Säckingen.
Unsere interne Diskussion für oder gegen den Stadtnamen Paris im Austen-Etikett sei in diesem Zusammenhang kurz vorgetragen. Die Kritik der Gegner bekämpft im Grunde das „Pariser Schnitzel“ auf der deutschen Speisenkarte. Sie ist übertrieben, allerdings würde man bei einer Flasche Bordeaux schon anders entscheiden. Der Anzug oder das Kleid aber sind „Schnitzel“, das heißt, der Entstehungsort ändert nichts an ihrer Beschaffenheit. Es kommt vielmehr auf das Material, Schnitt und Verarbeitung an, wobei das „Rezept“, in diesem Falle der traditionelle Stil des Couture-Hauses Charles Austen Paris, natürlich eingehalten werden muß. Wäre die Rechtslage eindeutig anders, so hätten die zahllosen Domizilphantasien, bei der herrschenden Konkurrenz, in der Kleiderbranche eine Prozeßflut hervorgerufen. Es ist dagegen so, daß Städtenamen von den Konfektionären ganz allgemein zur Kennzeichnung von Kollektionen verwendet werden, weil sie deren Stil gut reflektieren. Daran hat sich das Publikum gewöhnt und betrachtet Städtenamen im Katalog oder auf dem Etikett als sympathisch-leichte Flairbezeichnung für Modethemen.

Im Lizenzgeschäft sind die Dinge subtiler: Große Modelizenzen stellen sich immer seltener als Produktlizenzen, also Urheberrechtsverträge dar, sondern sind Werbelizenzen, also bloße Teilnahme am Namens- und Persönlichkeitsrecht. Damit tritt die exakte Ursprungsdefinition der Ware in den Hintergrund. Textile Artikel vagabundieren auf dem Erdball, und durch die internationalen Regeln des „made in“ ist der Verkehr von jeher nicht gewohnt, Städtenamen als Herkunftsbezeichnung einzustufen. Das Domizil wird abstrakter Bestandteil des Namens, umgekehrt signalisiert der legendäre Name bereits das Domizil, vielfach gehört der Name obendrein zu einer verstorbenen Persönlichkeit. Der Spiegel berichtete über Pierre Cardin, Herr über 900 internationale Lizenzen, der sich beim Rundgang durch deutsche Städte nur wundern kann, was unter seiner Marke alles in den Schaufenstern liegt.

Die konkrete Beziehung zum Produkt ist zumeist abgebrochen, aber die Couture prägt und kultiviert fortlaufend neue Trends, welche in den Medien lanciert, die Modewelt global beeinflussen. Dabei unterscheiden sich die Modemetropolen, jedenfalls bisher, markant im Stil. „Paris“ beim Namen eines Créateurs ist mehr ein Glaubensbekenntnis als die konkrete Ortsangabe einer Fabrik, einer Musterwerkstätte oder eines Wohnsitzes. Das berufsmoralische Recht auf dieses Prädikat erwirbt ein Modefachmann, der die „Pariser Schule“ durchlaufen hat und ihren Kriterien in der täglichen Arbeit entspricht. Modell-Kleidung Pariser Stils wendet sich an eine definierte Oberschicht von Verbrauchern, die Society-Gruppe. Die Society setzt vollendete Optik und ausgezeichnete Qualität eines Produkts als selbstverständlich voraus, hat aber die Verhältnisse auf dem Modemarkt durchschaut und auch konservative Vorstellungen vom Modezentrum Paris aufgegeben. Paris ist vergleichbar mit der Modemetropole Düsseldorf. Es hat keinerlei wichtige Kleiderfabriken. Hier sitzt nur der Brain, man ist Messeplatz und Schaufenster. Beinahe jedes „Paris“-Etikett wäre eine Täuschung über die geografische Herkunft der Ware. Die französiche Bekleidungsindustrie wurde in den letzten Jahren gewaltig dezimiert und nimmt Produktionsmöglichkeiten im Maghreb wahr. In den Flaggschiff-Boutiquen der Pariser Haute Couture wird im Schwerpunkt feine Ware „Made in Italy“ angeboten, die der italienische Hersteller wiederum in gefälliger Weise manipuliert. Man kann am selben Kleidungsstück das Paris-Etikett und eine aufrichtige Ursprungsangabe „Fabriqué au Maroc“ beisammen finden. Ein Anzug mit der Signature „Pierre Cardin Paris“ muß also nicht unbedingt in Paris, Frankreich, oder auch nur im oberpfälzischen Regensburg erzeugt werden und der konkrete Schnitt nicht aus Pietro Cardins Werkstatt kommen. Die Botschaft ist viel umfassender: Paris definiert weltstädtischen Lifestyle, materialisiert in Mode.

 
 Es ist in Deutschland nicht gelungen, zum Schutz der Inlandsfertigung die Textilkennzeichnungspflicht durchzusetzen. Es gibt also kein obligates Kennzeichen „Made in“ auf dem deutschen Textilmarkt. Die Medien berichten laufend über den Exodus der Kleiderproduktion, so daß sich die Einschätzung von Modemarken auch beim Durchschnittsverbraucher in den letzten Jahren stark entkrampfen mußte. Textilien mit „Paris“-Etikett und abweichendem Ursprungszeugnis werden von den Zollämtern seit 10 Jahren nicht mehr zurückgewiesen. Dieser Praxis entspricht auch das Markenrecht. Wer früher beim Patentamt ein Warenzeichen mit geografischen Angaben beantragte, mußte sein Warenverzeichnis auf diese Herkunft beschränken. Diese Auflagen sind weggefallen.
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Kann also der Kunde noch erwarten, unter dem Label „Charles Austen Paris“ wenigstens einen deutschen Anzug zu erhalten? Wie ist er bedient mit einem von deutschen Ingenieuren kontrollierten, perfekten, preiswerten, aber in Kroatien hergestellten Anzug? In Deutschland hätte daran ohnehin eine türkische Gruppe genäht. Markenlizenzen bedeuten für die Beteiligten korporative Mitverantwortung am Wert der Marke. Privileg und Glanz der Marke Charles Austen ist ihre Echtheit und Ehrlichkeit in einer sehr diffusen Umgebung der flachen Phantasiemarken. Hinter dieser Marke stehen Tradition, Wert, modische Innovation oder zumindest Originalität, also Grips und Schweiß. Dem entspricht ihre unverfängliche Etikettenplanung mit an die Herkunft angepaßten Variationen, die jedes denkbare Mißverständnis ausschließen und dem Handelspartner freie Beschaffungsdisposionen ermöglichen.